Der ewige Bestseller by Ryan Holiday

Der ewige Bestseller by Ryan Holiday

Autor:Ryan Holiday
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2018-03-08T16:00:00+00:00


WENN SCHON NICHT GRATIS, DANN WENIGSTENS BILLIG

Ich habe an anderer Stelle bereits eines meiner Lieblingsrestaurants in Los Angeles angesprochen: Clifton’s Cafeteria – diese ehrwürdige Ikone unter den Innenstadtlokalen mit dem Baum, der mitten aus dem Fußboden wächst, und der Neonreklame, die schon leuchtete, als Franklin Roosevelt noch Präsident war. Einst war es Teil einer Restaurantkette, die sich in ganz Südkalifornien ausbreitete. In der Innenstadtfiliale Brookdale gab es einen Wasserfall, Tierpräparate und sogar eine mystische Kapelle (wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann vielleicht aus Unterwegs von Jack Kerouac.) Auch nach 75 Jahren ist das Lokal immer noch in Betrieb, wurde allerdings 2015 verkauft, umgebaut und für eine neue Generation modernisiert. Wie uns der neue Eigentümer Andrew Meieran ja bereits vor Augen geführt hat, beruht der Erfolg des Clifton’s als kulturelle Institution auf seiner Zeitlosigkeit. Seine 70 Erfolgsjahre als Wirtschaftsunternehmen sind meiner Ansicht nach aber auf etwas anderes, viel Einfacheres zurückzuführen: günstige Preise fürs Essen nämlich. Man aß dort nicht nur grundsätzlich preiswert, sondern während der Weltwirtschaftskrise galt auch die Devise: Jeder zahlt, so viel er kann. Meieran beschrieb mir das folgendermaßen: »Dadurch entstand ein Gemeinschaftssinn und ein Gefühl der Zugehörigkeit, das dem Lokal äußerst loyale Stammgäste eintrug. Ganze Generationen von Kunden kamen immer wieder.« Autoren wie Ray Bradbury und Charles Bukowski gehörten dazu. Als sie noch knapp bei Kasse waren, freuten sie sich über die Gratislimonade und eine billige Mahlzeit, und als sie dann Erfolg hatten, kamen sie als gute Zahler wieder. Bradbury zum Beispiel hat seinen 89. Geburtstag dort gefeiert.

Gratisaktionen sind eine tolle Strategie, bringen aber natürlich nicht in jeder Situation den gewünschten Erfolg. Dass ich dieses Buch ganz klassisch über einen Verlag veröffentliche, schränkt meine diesbezüglichen Möglichkeiten beispielsweise ein. Ich würde vielleicht gerne eine größere Zahl von Exemplaren kostenlos hergeben, weil ich aus der dadurch gewonnenen Leserschaft auf verschiedene Arten Kapital schlagen könnte, aber mein Verleger nicht. Das kann er nicht (denn schließlich lebt er davon, dass er Bücher verkauft). Und selbst wenn ich meine Bücher anfangs in größerer Zahl umsonst unter die Leute gebracht hätte, damit Sie mich entdecken können, müsste ich irgendwann anfangen, etwas dafür zu berechnen – sonst wäre diese Entdeckung nicht viel wert. Die »Gratisstrategie« funktioniert nur in seltenen Fällen auf Dauer. Immerhin geht es ja ums Geschäft.

Das hat auch das Clifton’s erkennen müssen. Der Besitzer war seinen Gästen so gern zu Diensten und gab sein Essen so bereitwillig unbezahlt her – mit Slogans wie Zahle nur, wenn es geschmeckt hat! und Sie sorgen für die Party, wir für den Kuchen! –, dass er fast pleitegegangen wäre. Davon hat natürlich keiner was. Wer mit jedem Stück laufend Verlust macht, kann das nicht durch hohe Stückzahlen ausgleichen. Heute kann man im Clifton’s nicht mehr kostenlos essen. Der neue Besitzer steckte sogar Millionen Dollar in die Optimierung von Küche und Dekor, damit er faire, tragfähige Preise berechnen konnte, sodass das Lokal noch weitere 100 Jahre im Geschäft bleiben kann. Wie bei allem anderen auch geht es darum, was unter dem Strich herauskommt.

Die Frage ist daher: Wo sollten



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